Supervision – sich Zeit nehmen, ein Netz zu knüpfen

In den letzten Wochen hatte ich viele Termine, um mich bei Teams als Supervisorin vorzustellen. In der Regel kommt es bei diesen Treffen zu einem Austausch darüber, was Supervision sein kann, welche Erfahrungen, Wünsche und Erwartungen beide Seiten damit verbinden. Immer wieder hörte ich dann v.a. von Teams, die schon lange Supervision haben, als wie großen Luxus sie es empfinden, sich in regelmäßigem Rhythmus dem „Draufblick“ auf ihren beruflichen Alltag widmen zu können. Entschleunigt und mit Abstand die Arbeit und daraus resultierende Herausforderungen zu betrachten und im Austausch mit den anderen Teammitgliedern neue Ideen und Impulse für das eigene Handeln bzw. die eigene Haltung zu gewinnen, wird von vielen als unheimlich entlastend und motivierend erlebt.
Ein Netz knüpfen Insofern kann Supervision wie ein tragendes Netz sein, in das sich der oder die Einzelne immer wieder mal  fallen lassen kann.
Ein Netz, das man innerhalb des Teams miteinander knüpft, um gemeinsam Lösungen für schwierigen Situationen zu finden oder Wege aus scheinbaren Sackgassen.
Ein Netz, das es ermöglicht, selber Werkzeuge kennenzulernen oder zu entwickeln, die die Arbeit ein wenig leichter oder angenehmer machen – welche Fische auch immer gefangen werden müssen, um mal einen Bogen zu der untenstehende Geschichte zu schlagen.
Dafür muss man zunächst einmal Zeit (und Geld) investieren, aber in der Regel zahlt sich dies aus. Außer natürlich, es geht gar nicht um´s Fische-Fangen, sondern darum in Ruhe und entspannt am Wasser zu sitzen, egal, ob was anbeißt oder nicht. Aber diese Form von Luxus gehört dann wahrscheinlich doch eher in den Freizeitbereich … Petri heil!

 

Die Geschichte vom Angler

Ein Wanderer kam auf seinem Weg den Berg hinauf an einem See vorbei. Dort sass ein Angler, den er einen Moment beobachtete. Der Angler sass auf einem Klappstuhl, neben sich einen leeren Eimer, der offensichtlich für das Fanggut gedacht war. Regungslos liess er seine Angel in das Wasser hängen. Da nichts passierte ging der Wanderer seines Weges weiter.

Als der Wanderer nachmittags auf seinem Heimweg wieder an dem See vorbei kam, sass der Angler noch immer, die Angel weiterhin im Wasser und der Eimer: leer! Der Wanderer war ein hilfsbereiter Mensch und sprach zu dem Angler: „Lieber Angler, ich könnte Dir zeigen, wie man ein Netz knüpft, dann kannst Du in weniger Zeit viel, viel mehr Fische fangen.“

Der Angler ist so auf den See konzentriert, daß er kaum den Wanderer beachtet. Ohne aufzublicken sagt er: „Nein, nein, ich habe keine Zeit ein Netz zu bauen, ich muss Fische fangen.“

(Verfasser unbekannt)

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