Geschenkidee zu Weihnachten: Das Geheimnis eines glücklichen Lebens
Vor kurzem las ich das Buch „Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben“.* Der Autor Martin E. P. Seligman – ein Pionier auf dem Gebiet der Positiven Psychologie – erläutert wissenschaftlich fundiert und zugleich leicht verständlich, welche Faktoren in unserem Leben einen Einfluss auf unser Glücksempfinden haben – und welche nicht.
Die „Glücksformel“, die er in seinem Buch aufstellt, lautet: „Glück = Vererbung + Lebensumstände + Wille“ und er führt dazu in den Kapiteln seines Buches aus:
- Wir besitzen „ein vorgegebenes und weitgehend vererbtes [Glücks-]Niveau, auf das wir immer wieder zurückkehren“(S. 89) – unabhängig davon, was uns an positiven (Lottogewinn, Gehaltserhöhung, Sich-Verlieben) oder negativen Ereignissen (Arbeitsplatzverlust, Krankheit, Tod eines geliebten Menschen) im Leben widerfährt. Auf diesen genetischen Anteil haben wir keinen Einfluss.
- Einen gewissen Einfluss haben wir zwar auf unsere Lebensumstände – Gesundheit, Religion, materieller Reichtum, Partnerschaft etc. – aber bezogen auf unser Glückniveau machen diese nur einen Unterscheid von 8-15 % aus.
- Der entscheidend Faktor, um unser Glücksniveau dauerhaft auszuschöpfen oder sogar anzuheben, ist nach Seligmann unser Wille und mit Wille meint er: Wie wir über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken ist bestimmend für unsere Emotionen, die wiederum in großem Maße unser Glücklich- oder Unglücklichsein ausmachen.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die von Seligmann aufgezeigten verschiedenen Wege wiederzugeben, wie wir über unsere Denken unsere Emotionen (positiv) verändern können. Wenn es Sie interessiert, lesen Sie am besten das Buch ;-).
Was Seligmann über den Zusammenhang von Denken und Glücklich-Sein schreibt, bringt für mich am Ende wieder einmal gut ein Satz von Marc Aurel auf den Punkt: „Das Glück unseres Lebens hängt von der Beschaffenheit unserer Gedanken ab.“ (siehe dazu auch meinen „Denkanstoß“ vom Mai: „Einfach glücklich sein“).
Mit Blick auf unsere Gedanken über unsere Gegenwart deshalb hier nun meine Geschenkidee zu Weihnachten: Ein Stoff-Säckchen (es geht auch einfach eine Butterbrot-Tüte mit einer schönen Schleife) voll Bohnen und die folgende Geschichte – als kleine Erinnerung daran, wie wir uns ohne viel Aufwand jeden Tag aufs Neue selbst ein wenig glücklich machen können, indem wir unseren Augen für die verschiedensten ganz unscheinbaren und ganz großartigen Geschenke dieser Welt öffnen.
* Seligman, Martin E.P.: Der Glücksfakor. Warum Optimisten länger leben. Bastei Lübbe 2005.
Nur eine Handvoll Bohnen
Lang ist es her, da lebte auf einem hohen Schloss ein alter Graf. Alt war er, an Jahren. Sonst aber war er rüstig und munter, gesund und immer guter Dinge. Jeden Tag arbeitete er und regierte seine Grafschaft. Für jeden, den er traf hatte er ein freundliches Wort. Und immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen. So nannte ihn alle Welt den „glücklichen Grafen“.
Die Zeit im Dorf verging. Menschen wurden geboren und Menschen starben. Der alte Graf aber war rüstig und munter, wie eh und je. Ja, er hatte rosige Wangen, leuchtende Augen und ein Lächeln im Gesicht. Wie das nur kam? Die Leute fingen an zu munkeln. „Das geht nicht an … Irgendetwas ist nicht richtig mit ihm …“.
Eines Tages lud der Graf zu einem großen Fest. Sein hundertster Geburtstag sollte gefeiert werden! Denkt Euch nur, hundert Jahre wurde er alt und – er hatte rosige Wangen, leuchtende Augen und ein Lächeln im Gesicht. Alle kamen sie zum großen Fest. Zum Gratulieren und auch, weil sie neugierig waren. Die Leute aus den benachbarten Gütern und Grafschaften und alle Leute aus dem Dorf, groß wie klein. Ein jeder brachte Geschenke und Glückwünsche für den Grafen. Unter den Gratulanten war auch Jakob. Jakob war ungefähr 15 Jahre alt und von ihm hieß es, er sei der mutigste Bursche im Dorf. Auch Jakob trat vor den Grafen, verbeugte sich und gratulierte ihm. Dann aber blieb er stehen und drehte die Mütze in der Hand vor Verlegenheit hin und her. „Ist noch etwas, Jakob?“ fragte der Graf. „Ja, Herr Graf, ich habe eine Frage an Euch … Wenn ich darf?“ „Frag nur, Jakob, was immer du willst! Heute darfst du mich alles fragen“.„Ich … wir alle wollen wissen, wie es sein kann, … dass Ihr mit hundert Jahren noch immer so rüstig seid und so … glücklich?“ „Ach das, Jakob, mein Geheimnis willst du erfahren. Das Geheimnis vom Glück – ist es das?“ Jakob nickte. „Ja, Herr Graf“. Und in der Runde war es ganz still geworden. Alle spitzten sie die Ohren.„So wollt ihr es alle erfahren? Nun gut, dann hört genau zu … Es ist ganz einfach mit dem Glück. Das Geheimnis des Glücks, liegt in den … Bohnen.“
„In den Bohnen? … In welchen Bohnen denn, Herr Graf?“ „Ich will es dir erklären, Jakob. Jeden Morgen wenn ich aufstehe, nehme ich eine Handvoll Bohnen in die linke Hand und stecke sie in die linke Hosentasche. Dann, wenn ich ein Vögelchen höre, das eine schöne Melodie zwitschert, nehme ich eine Bohne aus der linken Hosentasche und stecke sie in die rechte. Und – wenn ich ein Mädelchen sehe, ein Mädelchen mit blonden Zöpfen, das ein lustiges Lied trällert, nehme ich wieder eine Bohne aus der linken Hosentasche und stecke sie in die rechte. Und immer so weiter, Jakob. Im Laufe des Tages, wenn ich ein gutes Gespräch führe, mit meinen Nachbarn, nehme ich wieder eine Bohne aus der linken Hosentasche und stecke sie in die rechte. Und dann, schließlich, abends, wenn die Sonne glutrot untergeht und es mir die Seele wärmt, nehme ich noch eine Bohne aus der linken Hosentasche und stecke sie in die rechte.““>Ja, aber, Herr Graf, ich verstehe Euch nicht?!““>Ich bin ja noch nicht fertig, Jakob. Abends dann, bevor ich schlafen gehe, setze ich mich in meinen alten Lehnstuhl. Dann greife ich in die rechte Hosentasche und ziehe die Bohnen heraus. Manchmal, an einem grauen und trüben Novembertag, sind es nur zwei oder drei. Manchmal aber ist es eine ganze Handvoll. Dann sehe ich sie mir an. Diese hier, ist für die schöne Melodie, die das Vögelchen heute Morgen zwitscherte. Und – diese hier, für das lustige Lied, das das kleine Mädelchen sang. Das Mädelchen mit den blonden Zöpfen. Diese hier, ist für das gute Gespräch mit meinen Nachbarn. Und schließlich die letzte, die ist für den glutroten Sonnenuntergang, der mir die Seele wärmte.“>Ja, Jakob, das ist das ganze Geheimnis vom Glück. Ist es nicht ganz einfach?“
(Anonymer Verfasser)
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