Veränderungen – durch große Ziele und kleine Schritte
Am letzten Wochenende leitete ich zusammen mit einer Kollegin eine Fortbildung mit dem Titel „Veränderungen – die Kunst der kleinen Schritte“. Von Freitagabend bis Sonntagmittag widmeten wir uns den verschiedenen Aspekten des Themas:
- die Bedeutung von „Verstehbarkeit“, „Handhabbarkeit“ und „Sinnhaftigkeit“ (siehe dazu auch meinen Blogeintrag „Burnoutprävention durch Tango-Argentino“) für Veränderungsprozesse.
- ungewollte Veränderungen in der Vergangenheit der Teilnehmerinnen (es waren alles Frauen) und mit Hilfe welcher – inneren und äußeren – Ressourcen hatten sie diese gemeistert?
- die Angst vor Veränderungen und wie man konstruktiv damit umgehen kann
- die Umsetzung von Veränderungen, die sich die Teilnehmerinnen jetzt in der Gegenwart wünschten: Was genau will ich überhaupt verändern? Und wie schaffe ich es, im Alltag trotz mancher Hindernisse an meinem Ziel festzuhalten und es weiter zu verfolgen?
Neben einigen kleinen Inputs zur theoretischen Seite von Veränderungsprozessen hatten die Teilnehmerinnen vor allem viel Zeit und Raum, sich mit ihrer eigenen Haltung zu Veränderungen und ihren bisherigen Erfahrungen damit auseinanderzusetzen und ganz konkrete erste Schritte für eine aktuell anstehende Veränderungen in den Blick zu nehmen – ein sehr wertvolles Geschenk, wie uns in der Abschlussrunde immer wieder zurückgemeldet wurde, jede einzelne fuhr bereichert und mit neuen Impulsen am Sonntagmittag nachhause.
Der eine oder andere Impuls mag auch von den verschiedenen Zitaten, Geschichten und Texten ausgegangen sein, die wir im Laufe des Wochenendes lasen bzw. einfach zur Inspiration an eine Pinnwand im Seminarraum geheftet hatten. Eine davon hab ich als heutigen „Denkanstoß“ ausgesucht:
Die Frau und der Wunsch das Leben zu verändern
Es war einmal eine Frau, die wollte ihr Leben verändern, aber es gelang ihr nicht so richtig. Immer wieder versuchte sie neue Impulse in ihr Leben zu bringen, aber immer wieder fiel sie in die alten Verhaltensweisen zurück.
Eines Tages ging sie im Stadtpark spazieren und wollte sich auf eine Bank setzen, doch dann entdeckte sie, dass eine Spinne ein ziemlich grosses Netz über die Bank gesponnen hatte. So setzte sie sich auf die Bank nebenan. Sie begann die Menschen zu beobachten. Viele der Menschen, kannte sie, denn diese Menschen kamen wie sie, regelmässig in den Stadtpark. Da kam der Frau in den Sinn, dass normalerweise immer um diese Zeit, ein alter Mann in den Stadtpark kam, sich auf die gleiche Bank setzte und zuerst sein Sandwich ass und dann den Rest davon an die Vögel verfütterte.
Auch heute kam der alte Mann in den Park und steuerte zielstrebig auf die Bank zu, auf der die Frau sass. Zuerst zögerte der alte Mann, setze sich dann aber wie gewöhnlich auf seine Bank. Die Frau wollte schon aufstehen, denn normalerweise sass der alte Mann alleine auf der Bank, wenn er sein Sandwich ass. Plötzlich sagte der alte Mann zu der Frau: „Wenn du dein Leben verändern willst, musst du deine Gewohnheiten ändern. Aber das ist gar nicht so einfach, denn Gewohnheiten sind wie Spinnennetze. Die Fäden sind von Auge kaum zu erkennen, aber trotzdem sind wir ihnen gefangen, ohne es zu merken.“ Kaum hatte der alte Mann die Worte gesprochen, begann er wortlos die Vögel zu füttern. Der Frau war es nicht mehr ganz geheuer auf der Bank. So stand sie auf und wanderte hinunter zum Fluss.
Am Fluss angekommen setzte sich die Frau auf eine Bank und wartete auf die kleine Fähre, mit der die Parkbesucher den Fluss überqueren konnten. Und schon bald kam der Fährmann angefahren und machte die Fähre mit einer Kette fest.
Der Fährmann half der Frau in die Fähre und die Frau setze die auf den Stuhl in der Fähre, blickte sehnsüchtig in die Richtung des andern Ufers und wartete darauf, dass die Fähre losfuhr. Als die Fähre nach einer gewissen Zeit immer noch nicht losfuhr, drehte sich die Frau um und wollte den Fährmann bitten, endlich los zu fahren.
Doch der Fährmann dachte nicht daran loszufahren sondern sagte mit ruhiger Stimme: „Wenn du dein Leben verändern willst, musst du dich von deinen Ketten lösen. Doch dies ist gar nicht so einfach, denn an die stärksten Ketten, hast du dich schon in der Kindheit binden lassen.
Der Frau war es nicht mehr ganz geheuer in der Fähre. So stand sie auf und lief zurück zur Bank, wo der alte Mann immer noch die Vögel fütterte. Der alte Mann schien die Frau schon zu erwarten mit ruhiger Stimme sagte er: „Wenn du dein Leben verändern willst, darfst du vor deinem Leben nicht davon rennen. Vor deinem Leben davon zu laufen, ist genau so mühselig und sinnlos wie in einer noch angebunden Fähre zu rudern. Du wirst nie dort ankommen, wo du hin willst, und vor allem wirst du deine Kräfte unnütz verschwenden, bis du eines Tages erschöpft aufgeben musst.“
Etwas ratlos fragte die Frau: „Was soll ich denn machen?“ Der alte Mann klatschte in die Hände, so dass die Vögel damit aufhörten die Reste des Sandwichs zu picken und sich in die Luft erhoben. Mit einem Lächeln auf der Lippe sagte der alte Mann: „Hör auf Reste zu picken und finde heraus, was Deiner Seele Flügel verleiht.“
(Erni, Franz auf: www.e-stories.de)
Categories: Allgemein, Denkanstöße, Fortbildung, Therapeutische Geschichten