„Fragen können wie Küsse schmecken“
„Fragen können wie Küsse schmecken“ heißt ein Buch von Carmen Kindl-Beilfuß, in dem sie „Systemische Fragetechniken für Anfänger und Fortgechrittene“ – so der Untertitel – beleuchtet.
Wie hilfreich und förderlich die „richtigen“ Fragen im Supervisons- und Beratungsprozess sind, hat jede/r in diesem Bereich Tätige sicher schon erfahren. Es macht einfach einen Unterschied, ob ich am Beginn einer Supervision frage: „Hat sich seit unserer letzten Sitzung etwas verändert“ oder “ Was hat sich seit unserer letzten Sitzung verändert?“ – um mal ein ganz einfaches Beispiel zu nennen.
Fragen können die Perspektive der / des Befragten erweitern, sie bringen neue Informationen ans Licht, sie können einladen, ermutigen, Anerkennung geben…
Fragen sind aber auch das entscheidende Hilfsmittel beim Sich-Verstehens zwischen Menschen überhaupt. Verstehen ist ja in den seltensten Fällen von vornherein gegeben. Viel häufiger ist es ein Prozess des Sich-Verständigens, an dem immer mindestens zwei Seiten beteilgt sind.
Eine Frage kann nicht nur süß wie ein Kuss schmecken sondern mitunter sogar das eigene Leben retten, wie die folgende Geschichte zeigt. Vorausgesetzt, man hat
1. den Mut sie zu stellen
und es ist
2. die richtige Frage.
Also: Trauen Sie sich zu fragen! Es kostet ja nichts.
Die Todesliste des Bären
Große Aufregung im Wald! Es geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste. Alle fragen sich, wer denn nun da drauf steht. Als erster nimmt der Hirsch allen Mut zusammen und geht zum Bären und fragt ihn:
„Entschuldige Bär, eine Frage: Steh ich auch auf deiner Liste?”
„Ja”, sagt der Bär, „du stehst auch auf meiner Liste.”
Voller Angst dreht sich der Hirsch um und läuft weg. Und tatsächlich, nach zwei Tagen wird der Hirsch tot aufgefunden. Die Angst bei den Waldbewohnern steigt immer mehr und die Gerüchteküche auf die Frage, wer denn nun auf der Liste steht, brodelt.
Das Wildschwein ist das nächste Tier, dem der Geduldsfaden reißt und darauf den Bären aufsucht, um ihn zu fragen, ob es auch auf der Liste stehen würde.
„Ja, auch du stehst auf meiner Liste”, antwortet der Bär.
Verschreckt verabschiedet sich das Wildschwein vom Bären. Auch das Wildschwein fand man nach zwei Tagen tot auf. Nun bricht Panik bei den Waldbewohnern aus. Nur der Hase traut sich noch zum Bären.
„Hey Bär, steh ich auch auf deiner Liste?”
„Ja, auch du stehst auf meiner Liste!”
„Kannst du mich da streichen?”
„Ja klar, kein Problem!”
(Verfasser unbekannt)
Categories: Allgemein, Denkanstöße, Supervision, Systemisches Denken, Therapeutische Geschichten