Schlüssel – schließen – sich erschließen

Die erste Supervisionssitzung mit einem Team im neuen Jahr 2021: Draußen tanzen dicken Schneeflocken langsam zu Boden. Wir sitzen – natürlich – mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz in meinem Büro. Der Luftreiniger gibt ein kaum hörbares Summen von sich.
In der Mitte des Raumes liegt eine bunte Sammlung alter Schlüssel. Erwähnte ich schon, dass man als Supervisorin kaum noch etwas wegschmeißen muss, da fast alles irgendwie in Supervision und Coaching zum Einsatz kommen kann? Heute also meine Schlüsselsammlung.  
 
Schlüssel-Sammlung

Die Teilnehmenden sinnen über meine Fragen für die Eingangsrunde nach:
Welcher Schlüssel spricht Sie besonders an und warum?
Was soll sich Ihnen in dem vor uns liegenden Jahr erschließen?
Was wollen Sie sich selbst erschließen? 
Was wollen Sie evt. zu- oder abschließen?

Nach einer Weile die ersten Antworten:
„Ich möchte mir das Malen als eine neue Kraftquelle für mich erschließen.“
„Ich wünsche mir, dass ich den Konflikt mit meinem Sohn lösen und abschließen kann.“
„Ich hoffe, dass sich den Menschen nach und nach erschließt, welche guten Seiten die Pandemie auch hat oder haben könnte.“
Und es werden Anekdoten erzählt, denn die ausgelegten Schlüssel rufen Erinnerungen hervor: an die Tür zur Speisekammer bei der Oma, an das Fahrrad, das vor ein paar Wochen gestohlen oder die neue Wohnung die gerade bezogen wurde.

Bei der Fallbearbeitung greife ich das Schlüssel-Bild noch mal auf:
Was genau soll sich Ihnen mit Blick auf den Fall XY erschließen?
Was haben Sie in ähnlichen Situationen als Schlüssel für einen besseren Umgang mit dem Bewohner erlebt?

Sie sehen: Die Reihe der assoziativen Fragen, die sich mit dem Symbol des Schlüssels verbinden lassen, ist lang. Und jede Frage selbst kann wie ein Schlüssel wirken, der die Tür zu einem bisher verschlossenen Raum im eigenen Innern oder im Außen eröffnet.

Am Ende der Supervisionsitzung dürfen sich die Teilnehmenden einen Mini-Schlüssel aus einer zweiten Sammlung aussuchen – käuflich erworben für knapp 8 Euro bei Amazon. Schluessel_mini
Diesen dürfen sie mitnehmen, denn er soll sie an das erinnern, was sie in der Eingangsrunde gesagt haben. Die Freude über das unverhofftes Geschenk ist groß. Und wie sich zeigen wird, werden viele ihren kleinen Schlüssel hüten wie einen kostbaren Schatz. Und sie werden ihn aus Geldbörse hervorholen oder an ihrem Schlüsselbund zeigen, wenn ich in der letzen Sitzung des Jahres frage:
Was hat sich Ihnen im zu Ende gehenden Jahr erschlossen?
Was haben Sie sich selbst erschlosssen? 
Was konnten Sie zu- oder abschließen?

Ich wünsche Ihnen ein gutes 2021 voll spannender Schlüssel-Erlebnisse!

Categories: Allgemein, Coaching, Denkanstöße, Supervision